Am zweiten Tag der Schatzkiste haben meine Kommilitonin und ich den Schüler*innen zahlreiche Bildimpulse präsentiert, die verschiedene Kulturen (wie Italien, Afrika, China, Russland usw.) darstellten. Zusätzlich zu den Bildimpulsen haben wir den Schüler*innen Accessoires (wie Tücher, Schmuck) und Kleidungsstücke (wie Umhänge, Röcke) gegeben, die sie verwenden konnten, um die Szenen nachzustellen. Anfangs zeigten sich die Schüler*innen etwas zurückhaltend. Sie haben sich erst einmal einen Überblick verschaffen müssen, indem sie gemeinsam die Bilder genau betrachteten. Nachdem sie sich orientiert haben, versuchten sie, diese Bilder mit den vorhandenen Accessoires nachzustellen. Mit der Zeit gewannen sie immer mehr Vertrauen in die neue Situation und begannen, eigene Ideen und Kombinationen auszuprobieren. Dadurch war zu beobachten, dass sich die Kreativität der Schüler*innen im Laufe der Stunde kontinuierlich steigerte.
ER
Als ich mich dieses Semester zum ersten Mal in das Seminar „Die Schatzkiste“ begab, war ich bereits mit dem Konzept vertraut. Die Schatzkiste – ein abstraktes Konstrukt, gefüllt mit Ideen, Talenten und Konzepten der Studierenden – dient als Ausgangspunkt für eine Reise in die Welt der Kunstvermittlung und ästhetischen Bildung. Doch dieses Mal war etwas anders: Die Schatzkiste sollte in einer Gesamtschule geöffnet werden, und meine Nervosität war spürbar.
Meine frühere Erfahrung in einem Praktikum, die mich dazu bewegte, von Lehramt in der Sekundarstufe II auf Grundschullehramt zu wechseln, ließ mich mit gemischten Gefühlen zurück. Doch als ich die fünfte Klasse der Gesamtschule Bellevue in Saarbrücken kennenlernte, wurden meine Bedenken schnell zerstreut. Die Kinder waren freundlich und offen, und ich fühlte mich willkommen.
In der ersten Sitzung des Seminars nahmen wir passiv am Unterricht teil und beobachteten das Geschehen. Dann begannen wir mit einem Brainstorming, um Ideen für die Schatzkiste zu sammeln. Jeder von uns brachte seine eigene Begeisterung und Inspiration ein, die schließlich in kleinen Gruppen weiterentwickelt wurden.
Eine Idee, die meine Kommilitonin und mich besonders ansprach, war es, den Kindern verschiedene Lieder aus verschiedenen Kulturen vorzustellen und sie dazu zu ermutigen, ihre Assoziationen und Eindrücke zu malen. Diese kreative Übung, die auch ein Quizspiel beinhaltete, versprach eine vielschichtige Erfahrung für die Schülerinnen und Schüler.
In unserem zweiten Besuch an der Schule setzten wir diese Idee direkt um. Die Kinder waren begeistert und zeigten keinerlei Hemmungen beim Malen. Doch während der spielerische Charakter des Spiels die Kreativität förderte, gab es auch Überlegungen, wie wir die künstlerische Tiefe der Erfahrung vertiefen könnten.
Wir reflektierten die entstandenen Bilder und diskutierten Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Vorschläge wie das Kollagieren, die Fokussierung auf das Zeichnen von Gefühlen oder die Verwendung neuer Techniken wie Wasserfarben wurden diskutiert und in Betracht gezogen.
Am Ende des Seminars blieb die Zukunft der Ateliers und Stationen offen. Wir wurden ermutigt, über weitere Entwicklungen nachzudenken und neue Ideen einzubringen. Letztendlich entschieden wir uns dafür, sechs neue Lieder zu präsentieren und die Weiterentwicklung der Ateliers im Laufe des Seminars zu erkunden.
Die Schatzkiste ist mehr als nur ein imaginäres Konstrukt – sie ist ein Raum für kreative Entfaltung, experimentelles Lernen und persönliches Wachstum. Durch die Vielfalt der Ideen und die Offenheit für neue Ansätze wird sie zu einem lebendigen und dynamischen Ort des Lernens und der Inspiration.
NN
Die Kinder haben sich sehr über unseren Besuch gefreut. Während dem Arbeiten in den Stationen habe ich viel über die Interessen der Kinder gelernt. Sie mögen immernoch Figuren wie Super Mario und haben diese dann auch gezeichnet.
LS
Im zweiten Termin wurden verschiedene Ateliers den Schüler*innen vorgestellt. Anschließend konnten sie ganz frei ein Atelier wählen. Da das Atelier von mir und ein weiteres von keinem Kind ausgewählt wurden, wurden 4 Kinder, die sich selbst kein Atelier aussuchen wollten, auf die zwei Ateliers aufgeteilt. Zuerst war ich natürlich etwas enttäuscht, dass sich kein Kind für mein Angebot freiwillig gemeldet hat. Allerdings habe ich dann später gedacht, dass es für die Kinder sehr wichtig ist auch mal im Schulkontext wählen zu dürfen und selber entscheiden zu dürfen, wie sie ihre Zeit verbringen.
Mein Atelier bestand darin mit Gegenständen im Raum sich 1-Minute-Skulpturen nach der Arbeit des Künstlers Erwin Wurm auszudenken. Ich habe den Kindern Beispielbilder gezeigt und mit einem Stuhl vorgemacht, wie man eine 1-Minute-Skulptur damit machen kann. Im Nachhinein dachte ich auch, dass dieses Angebot sehr abstrakt ist und wahrscheinlich aus diesem Grund kein Kind freiwillig mitmachen wollte.
Anschließend haben wir zusammen probiert, wie man den Stuhl mit unserem Körper verbinden bzw. anziehen kann. Dann wurden Fotos im Flur gemacht, damit wir mal von außen sehen können, wie wir als Skulpturen aussehen.
Die Kinder waren sehr schüchtern. Deswegen hat Laura Delitala vorgeschlagen, dass man die Stühle auch als Requisite für ein „Rollenspiel“ wie zb Cowboy nutzen könnte. Daraufhin haben die Kinder angefangen mit den Stühlen zu bauen. Daraus ist dann im Flur ein Turm aus Stühlen entstanden. Die Kinder sind immer mehr aufgetaut und haben aus Eigeninitiative den Turm weiter gebaut und immer mehr Stühle geholt. Dann durften sie mit meinem Handy Fotos machen.
Ich habe daraufhin gefragt, wie wir unsere Skulptur nennen wollen. Dabei kam der Titel „Monster-Stuhl“ auf. Als Abschluss der Stunde hat die Schulklasse gemeinsam die Skulptur abgebaut: jedes Kind hat einen Stuhl wieder mit in den Unterrichtsraum genommen
CM
Im Zuge der ersten „Schatzkiste“ durften die Kinder zu Melodien verschiedener Kulturen frei zeichnen/malen. Ziel der Aufgabe war es, sich völlig auf die Musik einzulassen und sich von ihr zum Zeichnen inspirieren zu lassen. Es handelte sich um chinesische, italienische, bayrische (deutsche), afrikanische, schottische und amerikanische (Country) Musik. Interessant war, dass manche Kinder unmittelbar nach dem Hören der ersten Klänge bestimmte Länder mit den Melodien verknüpften. Jedes Kind hatte eine andere Vorstellung davon, um welches Land es sich handeln könnte, zumal sich die assoziierten Länder meist auf demselben Kontinent befanden. So konnten die Schüler*innen beispielsweise asiatische Musik eindeutig von den präsentierten südeuropäischen Liedern abgrenzen. Zudem war es interessant zu beobachten, dass die Kinder sich auf unterschiedliche Aspekte fokussierten. Eines der Kinder konzentrierte sich beispielsweise auf die Instrumente, welche es in den verschiedenen Melodien erkannte. Andere Kinder wiederum zeichneten Flaggen oder landestypisches Essen, wie beispielsweise Baguette für Frankreich oder Pizza für Italien. Ein weiteres Kind zeichnete unabhängig vom jeweiligen Land genau das, was ihm als erstes in den Sinn kam, als es die Melodien hörte. Das Atelier hat den Schüler*innen sichtlich Freude bereitet, weshalb wir dies in der nächsten Sitzung weiter vertiefen wollen – mit neuen Melodien aus neuen Kulturen.
KK
Das Angebot meiner Kommilitonin und mir bestand diese Woche darin, den Kindern die Möglichkeit zu bieten, mit verschiedenen Kulturen (z.B. Afrika, China, Spanien), deren Bewegungen und traditionellen Kleidungsvorlieben, in Berührung zu kommen. Hierzu lieferten wir den Schüler(n)*innen verschiedene Bildimpulse und stellten Kleidungsstücke und andere Accessoires (Tücher, Umhänge, Röcke, Schmuck) bereit, die die Lernenden zum Nachstellen der Fotos nutzen konnten. Zu beobachten war, dass die Schüler*innen zu Beginn sehr verschlossen und zurückhaltend waren. Sie brauchten zunächst einmal Zeit, in die Welt anderer Kulturen einzutauchen. Dies äußerste sich in einem ausgiebigen Betrachten der mitgebrachten Materialien und der Impulsbilder. Nach diesem Prozess des Einfindens in unser Angebot, begannen die Lernenden sich selbst mit den Kleidungsstücken und anderen Accessoires zu beschmücken und mit ihrem eigenen Körper zu performen. Es war erstaunend, wie sich die Kinder zunehmend von den Impulsbildern lösten und ihre eigene Ideen miteinbrachten. Auf diese Weise entstanden kreative, phantasievolle und vor allem auch individuelle Bilder, die die persönliche Begegnung der Lernenden mit verschiedenen Kulturen widerspiegelten.