Abschlussreflexion AN

Das “Schatzkisten- Projekt” in der Wiedheckschule würde ich gerne als riesiges “Gefühlsmeer” beschreiben, indem die unterschiedlichsten Emotionen mich in Gestalt von Wellen erreichten. Dabei war meine Position in diesem “Gefühlsmeer” die eines “Treibholzes „, da ich diesen Emotionen ausgeliefert war, jedoch ebenso durch sie in Bewegung blieb sowie durch sie angetrieben wurde. Dahingehend würde ich gerne meinen individuellen Prozess anhand dieser Emotionen verdeutlichen sowie festhalten.
Die erste Emotion, an die ich mich in diesem Augenblick erinnere, war die “Neugierde”. Denn während der ersten Fahrt zur LÄB, war ich besonders auf die anderen Teilnehmer gespannt. Die Namen der anderen Teilnehmer waren mir nach einem Blick in den E-Mail- Verteiler nicht bekannt, aber offenbarten, dass wir mit Sicherheit eine bunte Ausbeute aus verschiedenen Charakteren sein würden. Das bestätigte sich auch schnell bei meinem ersten Eintreffen in der LÄB, jedoch auf eine sehr positive Art und Weise, da die Atmosphäre vor Ort sehr locker und ausgeglichen war.
Die zweite Emotion, die ich mit dem darauffolgenden Morgen in der LÄB verbinde, war die “Überraschung”. Denn vor Hintergrund verschiedener Themen wie beispielsweise “Stärken und Schwächen”, lernten wir viel Neues voneinander kennen. Dies brachte den Vorteil mit sich, dass das Gruppengefühl schnell vorhanden und eine vertraute Atmosphäre entstanden war. Auf dieses Gruppengefühl konnten wir uns, während des gesamten Projektes verlassen, weshalb es ebenso eine große Hilfe darstellte, da wir uns bei Problemen oder Schwierigkeiten nie alleine gelassen fühlten. Darüber hinaus beschleunigte es das erste Kennenlernen extrem, da man einerseits die Stärken und Schwächen der eigenen Person offenbarte, was im Normalfall vermutlich nicht jeder so schnell getan hätte und man andererseits die Vorzüge der Anderen kennenlernen durfte. Hierbei war ich sehr positiv von den anderen Teilnehmern überrascht, da ich ihnen ihn vieles nicht zugetraut bzw. zugeordnet hätte. Meine größte Schwäche war mein ständiger Ordnungsdrang, der mit Sicherheit bereits schon von vielen Personen in meinem Umfeld verbalisiert wurde. Dementsprechend entwickelte ich für mich selbst die “Challenge”, mich im Laufe dieses Semesters diesem Drang zu widersetzen und anstatt des Aufräumens die Zeit für mich selbst zu nutzen.
Die dritte Emotion, an die ich mich zurückerinnere, war die “Unsicherheit”. Denn während der kurzen Zeit in der LÄB kristallisierte sich schnell heraus, welche Stärken und Schwächen wir für die Umsetzung unseres Projektes nutzen könnten. Jedoch war der genaue Plan ungewiss, da wir die tatsächliche Umsetzung von den Bedürfnissen und Ideen der Klasse abhängig machen wollten. Das fiel mir ehrlicherweise sehr schwer, da mir der konkrete Orientierungsrahmen fehlte und ich Angst hatte, die Erwartungen der Klasse bezüglich des Projektes zu enttäuschen. Dies bestätige sich im Verlauf unserer ersten Besuche an der Wiedheckschule überhaupt nicht, vielmehr im Gegenteil, da die Klasse bereits mit diesem offenen Format vertraut war und es herzlich begrüßte.
Die vierte Emotion, welche mich während der Durchführung des Projektes begleitete, war die “Gelassenheit”. Denn mit der Zeit entwickelte sich ein Vertrauen in die Fähigkeiten und Ideen der Schüler*innen. Stück für Stück konnte ich mich von meiner vorherigen “Unsicherheit” lösen und vielmehr den Schüler*innen das Denken und Handeln überlassen. Mit jedem Besuch wurde ich lockerer, was insbesondere den Schüler*innen auffiel, denn sie suchten immer mehr Kontakt zu mir. Folglich wirkte sich diese Einstellung auch gleichermaßen auf die Arbeitsatmosphäre aus, da diese nicht entspannender oder ausgeglichener hätte sein können. Dabei fiel mir auf, dass insbesondere zurückhaltende Schüler*innen gerne meine Gruppe besuchten, weil sie sich besonders wohl und akzeptiert fühlten. Dementsprechend war meine “Gelassenheit” nicht nur für mich “erholend”, sondern ebenso für meine Schüler*innen. Darüber hinaus erprobte ich durch diese “Gelassenheit”, Freiräume zu geben als auch zu lassen, was insbesondre in der ästhetischen Bildung von hoher Bedeutsamkeit für das Entdeckende-Lernen sein kann. Zudem übertrug sich diese “Gelassenheit „auch teilweise auf meinen Alltag, denn mein Ordnungsdrang wurde mit der Zeit immer weniger.
Die fünfte Emotion, die ich mit dem Schulfest verbinde, ist die “Wehmütigkeit”. Denn so schnell, wie das Projekt begonnen hatte, war es auch schon wieder zu Ende. Leider waren wir mit Sicherheit alle an dem Punkt, an dem wir hätten, endlos so weitermachen können. Zumal wir uns gerade alle aneinander gewöhnt hatten. Das Ende fand immerhin seinen Abschluss durch unsere kleine Aufführung auf dem Schulfest und war damit gleichzeitig der Höhepunkt des Projektes. Dass die Vorführung uns gelungen war, zeigte sich besonders durch die zu Tränen gerührten Eltern. Aber nicht nur die Eltern waren zu Tränen gerührt, sondern auch wir. Denn wir wussten das die schöne Zeit nach dieser Vorführung sein Ende findet und sich ab diesem Punkt unsere Wege wieder trennen würden. An dieser Stelle möchte ich gerne ein Zitat nennen, welches ich zu Beginn des Projektes in einer Zeitschrift gelesen hatte: “ Es ist nicht wichtig welchen Weg wir gehen, entscheidend ist wer uns begleitet.”
Damit ist letzte Emotion, die ich mit diesem Projekt verbinde, die “Dankbarkeit”. Denn ich bin dankbar für die Möglichkeit an diesem Projekt teilgenommen als auch so viele freundliche Menschen kennengelernt zu haben. Wir haben uns alle gegenseitig ein Stück auf unseren Wegen begleitet und konnten dahingehend viel voneinander lernen. Dementsprechend hatte jeder die Möglichkeit aus diesem Projekt einen ganz persönlichen individuellen Gewinn mitzunehmen. Mein Gewinn war die schöne gemeinsame Zeit sowie das Gefühl von “Gelassenheit”.

AN

Der fünfte Besuch an der Wiedheckschule fand am 27.06.22 statt und knüpfte an die Arbeitsphase der letzten Woche an. Zusammen mit der Faltgruppe trafen wir uns erneut auf dem Schulhof und begannen sofort mit der Gestaltung des Tuches. Hierbei stellten wir die restlichen Eulen fertig und begannen mit dem Wiedheckszeichen. Zur Unterstützung durften die Schülerinnere eine Fotografie des Motivs machen, sodass sie es besser abpausen konnten. Zum Ausmalen der Segel wurden die Sprühfarben benutzt, wodurch es eine sehr starke Leuchtkraft bekam. Als die Schülerinnen den Schiffsrumpf des Bootes malten, fiel ihnen auf, dass drei Eulen bereits im Boot drinnen saßen. Diese interpretierten sie sofort als ihre Klassenlehrerin, ihre Integrationshelferin und ihre Erzieherin, was in meinen Augen eine sehr schöne und kreative Auffassung des Kunstwerkes war. Denn demnach waren durch die Eulen alle Personen abgebildet, die sie in den letzten vier Schuljahren begleitet hatten. Das Kunstwerk erhielt damit seine Bedeutung und wurde dementsprechend mit einer höheren
Sorgsamkeit behandelt.

AN

Der vierte Besuch an der Wiedheckschule fand am 20.06.22 statt und fokussierte sich auf die „Umsetzung“ der Ideen der letzten Woche. Dazu teilten wir uns in vier Gruppen auf: eine Gruppe für die Bühnengestaltung, eine für die Entwicklung des Tanzes, eine für das Falten der Hauptfiguren der Geschichte sowie eine für das Gestalten des Barfußpfads. Meine Gruppe
befasste sich mit der Hintergrundgestaltung der Bühne. Dazu breiteten wir auf dem Boden des Schulhofs ein großes weißes Tuch aus und sammelten gemeinsam Ideen, was sich in Zusammenhang mit der Vorführung am besten als Motiv eignen könnte. Die Schülerinnen wünschten sich ausdrücklich eine große Abbildung des Wiedheckszeichens. Im Laufe dieses Gesprächs fiel den Schülerinnen auf, dass die Hälfte keine Ahnung hatte, wie das Wiedheckszeichen in Wirklichkeit aussah. Demzufolge brachen wir alle in Gelächter aus und die anfängliche Distanziertheit war sofort überwunden. Daraufhin schauten wir uns gemeinsam das Wiedheckszeichen im Foyer noch einmal an und einigten uns darauf, es als
Segel eines Bootes auf in die Mitte des Tuches zu malen. Im Anschluss daran begannen wir sofort mit der Gestaltung des Tuches. Hierbei widmeten wir uns zuerst dem Hintergrund und malten für jedes Kind eine Eule, da es sich bei der Klasse um die Eulenklasse handelte. In die Mitte des Vordergrundes sollte später das Wiedheckszeichen in Gestalt eines Bootes folgen,
jedoch war hierfür die Zeit nicht mehr ausreichend genug. Um die Motivation der Schüler*innen zu befördern, spielte ich verschiedene Musikwünsche auf dem Handy ab. Demensprechend traten während der Arbeitsphase überhaupt keine Störungen auf und die Atmosphäre blieb sehr aufgelockert

AN

Unser dritter Morgen an der Wiedheckschule verlief dieses Mal anders als die in den vorherigen Wochen. Morgens trafen wir uns in der Turnhalle und sammelten Ideen für die Präsentation unseres Projekts am Schulfest. Hauptsächlich ging es darum, eine gestalterische Umsetzung zu finden, die alle zuvor entstandenen Arbeiten/ Kunstwerke (innerhalb des Projekts) vereint. Hierfür wurden vier Gruppen gebildet, sodass die Schüler*innen ausreichend Freiraum hatten, ihre Ideen zu miteinander zu teilen und zu diskutieren. Bei der darauffolgenden Sammlung im Plenum kristallisierte sich schnell die Idee einer/s Vorführung/ Show/ Theaterstücks heraus. Demzufolge wurde gemeinsam besprochen, wer welchen Teil der Arbeit übernimmt. Dabei wurde unterschieden zwischen dem Vorführen auf der Bühne und dem Arbeiten hinter der Bühne. Hintergrund dieser Abstimmung war, dass sich jede/r Schülerin beim Ausführen seiner zugeteilten Tätigkeit wohlfühlen sollte. Erwartungsgemäß hatten die Mädchen vielmehr das Bedürfnis auf der Bühne zu sein als die Jungen, wodurch die Arbeitsteilung sehr schnell geregelt war. Im Anschluss daran wurde die erste Strophe des Lieds „Ricordami – Michele Bravi” aus dem Disneyfilm “Coco” eingeübt, da dieses Lied aufgrund des Wunschs der Italienisch-Lehrerin ebenfalls Teil der Vorführung werden sollte. Dies war meiner Meinung nach eine sehr schöne Idee, da dies den Sprachunterricht, welcher eigentlich zu dieser Zeit stattgefunden hätte, mit dem Projekt vereint.

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Unser dritter Morgen zum „Schatzkisten- Projekt“ an der Wiedheckschule fand am 30.05.22 statt und beinhalte ein letztes Mal das Motto des „Ausprobierens“. Dabei traf sich die Tanzgruppe in der Turnhalle, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Die Schülerinnen wünschten sich ausdrücklich, dass wir mit dem Besprühen und Bemalen der (mitgebrachten) weißen Tücher beginnen. Im Anschluss daran sollte weiter an den Tanzschritten gefeilt sowie ein passendes Lied für den Tanz gefunden werden. Demzufolge war das Programm für alle Schülerinnen klar und wir konnten sofort starten. Aufgrund einer geringen Anzahl der weißen Tücher, baten wir die Schüler sich in kleinen Gruppen zusammenzufinden. Überraschenderweise war dies kein Problem, denn die Gruppenmitglieder fanden sehr schnell zusammen und ergänzten sich erstaunlich gut. Demzufolge verlief die Arbeitsphase sehr harmonisch, wodurch keine größeren Probleme entstanden. Nach der Hälfte der Zeit verabschiedete sich eine Teil der Gruppe in die Turnhalle, um weiter den dem Tanz zu arbeiten. Die zurückgebliebenen Schülerinnen bemalten die Tücher weiter, sodass am Ende des Morgens alle „kunterbunt“ waren. Dabei fand ich sehr bemerkenswert, wie wertschätzend die Schülerinnen mit den Kunstwerken der Anderen umgingen und wie viel Lob sie sich gegenseitig aussprachen. Demzufolge war die gesamte Atmosphäre sehr entspannt und man konnte bei einzelnen Schülern das Aufblitzen von Stolz beobachten.

AN

Unser zweiter Morgen zum „Schatzkisten- Projekt“ an der Wiedheckschule fand am 23.05.22 statt und knüpfte hauptsächlich an die entstandenen Ideen der vorherigen Woche an. Die Tanzgruppe traf sich erneut auf dem Schulhof und konnte zugleich neue Teilnehmer*innen begrüßen. Wir starteten mit einem kleinen „Warm-Up“, indem wir zu dem Lied „Aber bitte mit Sahne – Udo Jürgens“ tanzten sowie dazu bunte Tücher bewegten. Da den Schüler*innen das Lied bereits aus einer anderen Unterrichtsstunde bekannt war, sangen sie vereinzelt mit und bewegten sich rhythmisch zur Musik.
Nach dem Ablauf des Liedes durfte jede*r Musikwünsche äußern und wir probierten gemeinsam Tanzbewegungen aus, die sich zur jeweiligen Musik anboten. Demzufolge öffneten sich die Schüler*innen sehr schnell und fanden Spaß am Tanzen, da sie ihren eigenen Geschmack mit einbrachten und viel miteinander lachten. Wir rotierten im Kreis, nahmen uns an den Händen, kreisten die Arme, stampften mit den Füßen in den Boden und drehten uns umeinander. Demzufolge stand an diesem Morgen in unserer Gruppe erneut die Phase des „Explorierens“ im Vordergrund.

Reflecting Team erstes Treffen in der Schule 16.5.22

Der erste Besuch an der Wiedheckschule fand 16.05.22 statt und war für uns alle ein tolles Ereignis, weil das „Schatzkisten- Projekt“ zum ersten Mal seit den Corona Beschränkungen, in Präsenz gestaltet werden konnte. Wir waren voller Vorfreude und gespannt auf die erste Begegnung mit der Klasse, da im Laufe des Onlinesemesters insbesondere der praktische Anteil des Lehramt Studiums sehr gering ausfiel. Die Vorfreude beruhte auf Gegenseitigkeit, denn beim ersten Hineintreten in die Klasse, konnte man in viele strahlende Gesichter blicken. Zugleich zeigte sich ein Wechselbad aus Neugierde und Aufgeregtheit, da die Bewegungsdynamik in der Klasse zunahm. Um kleine Blockaden zu lösen, starteten wir mit einer kurzen Vorstellungsrunde, wodurch insbesondere schüchternere Schüler aus sich herauskamen. Zudem steigerte sich immer mehr das Interesse an dem inneren der „Schatzkiste“.
Das innere der „Schatzkiste“ eröffnete eine Vielzahl an Möglichkeiten sich kreativ auszutoben. Was damit gemeint ist und was daraus entsteht, wird sich erst im Laufe des Projektes zeigen. Die Schüler*innen waren auf alle Fälle begeistert und fanden sich schnell in kleineren Gruppen zusammen. Dabei wurden ihre Tätigkeiten innerhalb dieser Gruppen durch die Studierenden begleitet und unterstützt, indem sie den Schüler*innen Anreize boten sowie ihnen den notwendigen Raum gaben sich kreativ zu entfalten. Hierbei war das oberste Gebot (für die Studierenden): „Möglichst wenig anleiten und die Schüler*innen eigene Ideen entwickeln lassen.“ Das gestaltete sich für uns als zukünftige Pädagog*innen zeitweise schwieriger, da dies bedeutete sich zurückzunehmen sowie den Schüler*innen keine konkrete Vorstellungen aufzuzwingen.
Die Herangehensweise in den verschiedenen Gruppen sah sehr unterschiedlich aus: Die erste Gruppe blieb im Klassenzimmer und begann sofort mit der Phase der Exploration. Die zweite Gruppe setzte sich in einen Nebenraum und sammelte mündlich Ideen. Die dritte Gruppe ging in die Aula und lockerte sich durch kleine Tanzbewegungen auf. Die vierte Gruppe starte ebenso wie die erste Gruppe mit einer Explorationsphase, jedoch ging sie dafür auf den Schulhof.
Grundsätzlich lässt sich zu allen vier Gruppen sagen, dass die Schüler*innen sehr viel Spaß hatten und schnell eigene Ideen entwickelten, wodurch sie insbesondere uns Studenten überraschten und zugleich fesselten. Speziell bei den Gruppen, die den Klassenraum verließen, konnte man beobachten, dass die Schüler*innen sich schneller öffneten und eine starke Gruppendynamik entwickelten.
Demzufolge war unser erster gemeinsamer Morgen ein voller Erfolg, da die Schüler*innen überhaupt nicht in ihre Klasse zurückkehren wollten und selbst während der Pause neue Pläne schmiedeten.