Rückblickend betrachtet bin ich sehr froh, das Schatzkistenprojekt belegt zu haben, da ich neue Erfahrungen sammeln, Herausforderungen überwinden und viel Neues über mich selbst und auch über meinen zukünftigen Beruf lernen konnte. Zu Beginn war es sehr schwer für mich, ohne einen ganz konkreten Plan in die Schule zu gehen. Ich machte mir Sorgen, war nervös. Dieses Gefühl konnte ich auch nicht direkt ablegen. Irgendwann im Verlauf der ersten Wochen legte sich dann allerdings ein Schalter bei mir um. Ich stand montags morgens entspannt auf und fuhr sorgenfrei in die Schule, da ich wusste, dass ich mich auf die Kinder, auf deren Engagement und auf ihre Kreativität verlassen konnte. Es war neu für mich, zu sehen, dass aus etwas ganz Kleinem etwas so Großes und Schönes entstehen kann, ohne dass im Vorfeld vielzählige Vorgaben gemacht wurden.
Diese Erfahrung öffnet meinen Blick auf den Lehrerberuf nochmal in eine andere Richtung. Es nimmt einen enormen Druck von mir, der unterbewusst stark auf mit gelastet hat: Zuvor lebte ich in dem Glauben, dass ich nur eine gute Lehrerin werden kann, wenn ich jede Unterrichtsstunde akribisch vorbereite, da anderenfalls alles aus dem Ruder laufen wird. Das Schatzkistenprojekt hat mir gezeigt, dass das keineswegs der Fall ist. Natürlich braucht eine Lehrperson eine gewisse Struktur und Vorbereitung, aber auch das Talent zu improvisieren und die Bedürfnisse, Wünsche und Ideen der Kinder zu berücksichtigen und umzusetzen. Nur so haben die Kinder Spaß am Lernen und bringen die dafür notwendige Motivation auf.
Zuletzt möchte ich festhalten, dass ich der festen Überzeugung bin, dass nicht nur ich selbst viel über mich und andere gelernt habe, sondern dass es den Schüler*innen genauso erging.
Abschlussreflexion AN
Das “Schatzkisten- Projekt” in der Wiedheckschule würde ich gerne als riesiges “Gefühlsmeer” beschreiben, indem die unterschiedlichsten Emotionen mich in Gestalt von Wellen erreichten. Dabei war meine Position in diesem “Gefühlsmeer” die eines “Treibholzes „, da ich diesen Emotionen ausgeliefert war, jedoch ebenso durch sie in Bewegung blieb sowie durch sie angetrieben wurde. Dahingehend würde ich gerne meinen individuellen Prozess anhand dieser Emotionen verdeutlichen sowie festhalten.
Die erste Emotion, an die ich mich in diesem Augenblick erinnere, war die “Neugierde”. Denn während der ersten Fahrt zur LÄB, war ich besonders auf die anderen Teilnehmer gespannt. Die Namen der anderen Teilnehmer waren mir nach einem Blick in den E-Mail- Verteiler nicht bekannt, aber offenbarten, dass wir mit Sicherheit eine bunte Ausbeute aus verschiedenen Charakteren sein würden. Das bestätigte sich auch schnell bei meinem ersten Eintreffen in der LÄB, jedoch auf eine sehr positive Art und Weise, da die Atmosphäre vor Ort sehr locker und ausgeglichen war.
Die zweite Emotion, die ich mit dem darauffolgenden Morgen in der LÄB verbinde, war die “Überraschung”. Denn vor Hintergrund verschiedener Themen wie beispielsweise “Stärken und Schwächen”, lernten wir viel Neues voneinander kennen. Dies brachte den Vorteil mit sich, dass das Gruppengefühl schnell vorhanden und eine vertraute Atmosphäre entstanden war. Auf dieses Gruppengefühl konnten wir uns, während des gesamten Projektes verlassen, weshalb es ebenso eine große Hilfe darstellte, da wir uns bei Problemen oder Schwierigkeiten nie alleine gelassen fühlten. Darüber hinaus beschleunigte es das erste Kennenlernen extrem, da man einerseits die Stärken und Schwächen der eigenen Person offenbarte, was im Normalfall vermutlich nicht jeder so schnell getan hätte und man andererseits die Vorzüge der Anderen kennenlernen durfte. Hierbei war ich sehr positiv von den anderen Teilnehmern überrascht, da ich ihnen ihn vieles nicht zugetraut bzw. zugeordnet hätte. Meine größte Schwäche war mein ständiger Ordnungsdrang, der mit Sicherheit bereits schon von vielen Personen in meinem Umfeld verbalisiert wurde. Dementsprechend entwickelte ich für mich selbst die “Challenge”, mich im Laufe dieses Semesters diesem Drang zu widersetzen und anstatt des Aufräumens die Zeit für mich selbst zu nutzen.
Die dritte Emotion, an die ich mich zurückerinnere, war die “Unsicherheit”. Denn während der kurzen Zeit in der LÄB kristallisierte sich schnell heraus, welche Stärken und Schwächen wir für die Umsetzung unseres Projektes nutzen könnten. Jedoch war der genaue Plan ungewiss, da wir die tatsächliche Umsetzung von den Bedürfnissen und Ideen der Klasse abhängig machen wollten. Das fiel mir ehrlicherweise sehr schwer, da mir der konkrete Orientierungsrahmen fehlte und ich Angst hatte, die Erwartungen der Klasse bezüglich des Projektes zu enttäuschen. Dies bestätige sich im Verlauf unserer ersten Besuche an der Wiedheckschule überhaupt nicht, vielmehr im Gegenteil, da die Klasse bereits mit diesem offenen Format vertraut war und es herzlich begrüßte.
Die vierte Emotion, welche mich während der Durchführung des Projektes begleitete, war die “Gelassenheit”. Denn mit der Zeit entwickelte sich ein Vertrauen in die Fähigkeiten und Ideen der Schüler*innen. Stück für Stück konnte ich mich von meiner vorherigen “Unsicherheit” lösen und vielmehr den Schüler*innen das Denken und Handeln überlassen. Mit jedem Besuch wurde ich lockerer, was insbesondere den Schüler*innen auffiel, denn sie suchten immer mehr Kontakt zu mir. Folglich wirkte sich diese Einstellung auch gleichermaßen auf die Arbeitsatmosphäre aus, da diese nicht entspannender oder ausgeglichener hätte sein können. Dabei fiel mir auf, dass insbesondere zurückhaltende Schüler*innen gerne meine Gruppe besuchten, weil sie sich besonders wohl und akzeptiert fühlten. Dementsprechend war meine “Gelassenheit” nicht nur für mich “erholend”, sondern ebenso für meine Schüler*innen. Darüber hinaus erprobte ich durch diese “Gelassenheit”, Freiräume zu geben als auch zu lassen, was insbesondre in der ästhetischen Bildung von hoher Bedeutsamkeit für das Entdeckende-Lernen sein kann. Zudem übertrug sich diese “Gelassenheit „auch teilweise auf meinen Alltag, denn mein Ordnungsdrang wurde mit der Zeit immer weniger.
Die fünfte Emotion, die ich mit dem Schulfest verbinde, ist die “Wehmütigkeit”. Denn so schnell, wie das Projekt begonnen hatte, war es auch schon wieder zu Ende. Leider waren wir mit Sicherheit alle an dem Punkt, an dem wir hätten, endlos so weitermachen können. Zumal wir uns gerade alle aneinander gewöhnt hatten. Das Ende fand immerhin seinen Abschluss durch unsere kleine Aufführung auf dem Schulfest und war damit gleichzeitig der Höhepunkt des Projektes. Dass die Vorführung uns gelungen war, zeigte sich besonders durch die zu Tränen gerührten Eltern. Aber nicht nur die Eltern waren zu Tränen gerührt, sondern auch wir. Denn wir wussten das die schöne Zeit nach dieser Vorführung sein Ende findet und sich ab diesem Punkt unsere Wege wieder trennen würden. An dieser Stelle möchte ich gerne ein Zitat nennen, welches ich zu Beginn des Projektes in einer Zeitschrift gelesen hatte: “ Es ist nicht wichtig welchen Weg wir gehen, entscheidend ist wer uns begleitet.”
Damit ist letzte Emotion, die ich mit diesem Projekt verbinde, die “Dankbarkeit”. Denn ich bin dankbar für die Möglichkeit an diesem Projekt teilgenommen als auch so viele freundliche Menschen kennengelernt zu haben. Wir haben uns alle gegenseitig ein Stück auf unseren Wegen begleitet und konnten dahingehend viel voneinander lernen. Dementsprechend hatte jeder die Möglichkeit aus diesem Projekt einen ganz persönlichen individuellen Gewinn mitzunehmen. Mein Gewinn war die schöne gemeinsame Zeit sowie das Gefühl von “Gelassenheit”.